Hallo Matthias, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für ein Interview mit uns nimmst ! Bitte stelle uns zu Beginn Dich und Dein Team bei Ostrom kurz vor:
Freut mich sehr! Mein Name ist Matthias, ich bin Co-Founder von Ostrom. Um der Klimakrise entgegenzuwirken und die Energiewende zu beschleunigen, machen wir mit Ostrom 100 Prozent Ökostrom für ganz Deutschland zugänglicher und inklusiver. Während meiner Zeit bei einer Unternehmensberatung, wo ich viele Unternehmen im Energiesektor beriet, bemerkte ich, wie manuell und altmodisch der Strommarkt doch war. Das wollte ich ändern.
Vielleicht möchtest Du uns Euer Startup, ganz zu Beginn unseres Interviews, kurz vorstellen ?
Mein Co-Founder Karl Villanueva und ich haben im Jahr 2021 den Stromanbieter Ostrom mit Hauptsitz in Berlin ins Leben gerufen. Ostrom ist eine Energiemanagement-Plattform, die es Verbraucher:innen erleichtert, den eigenen Verbrauch digital zu verwalten – und somit auch zu reduzieren. Dafür bietet Ostrom zwei Tarife an: den variablen Tarif mit Strom zum Selbstkostenpreis sowie den dynamischen Tarif, mit dem man seinen Energieverbrauch in Echtzeit verfolgen kann und der zum aktuellen Stundensatz abgerechnet wird. Das befähigt die Kund:innen, ihren Strom dann zu verbrauchen, wenn er besonders günstig ist und überwiegend aus erneuerbaren Quellen kommt. Die Steuerung übernimmt zum Großteil Ostrom, sodass die Kund:innen bei ihren Geräten oder Elektroautos automatisch zu den günstigsten Preisen laden. Dabei setzt Ostrom auf flexible, monatliche Tarife, statt auf starre Verträge mit langen Laufzeiten – ganz im Sinne seiner starken Kundenorientierung.
Welches Problem wollt Ihr mit Ostrom lösen?
Obwohl wir wissen, dass die Energiewende notwendig ist, um den Klimawandel zu bekämpfen, Ressourcen zu schonen, die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu reduzieren und Innovation sowie Wirtschaftswachstum zu fördern, werden nicht genug Anstrengungen unternommen, um sie herbeizuführen. Wir brauchen mutige Pioniere, die den Weg in eine nachhaltige Zukunft weisen. Ostrom ist ein solcher Wegbereiter, der die tradierte Energiebranche revolutioniert und dabei hilft, unsere Umwelt zu schützen, unsere Ressourcen zu schonen und unsere Lebensqualität zu verbessern. Ostrom setzt sich zum Ziel, Energieversorgung und Umweltschutz zu verbinden. Wir liefern nicht nur Strom aus erneuerbaren Quellen, sondern ermächtigen auch Menschen dazu, ihre Energieeffizienz zu steigern und ihren CO2-Fußabdruck zu reduzieren. Durch den Einsatz von Technologie, die bei der Optimierung des Energieverbrauches unterstützt.
Wie ist die Idee zu Ostrom entstanden ?
Die Idee für Ostrom hatte ich während meiner Zeit bei der Unternehmensberatung Oliver Wyman, wo ich verschiedene Unternehmen im Energiesektor beriet. Nachdem ich realisierte, wie manuell und altmodisch der Strommarkt war – z. B. waren 90 Prozent der Marketingbudgets nicht für das Internet vorgesehen sowie Backend-Prozesse veraltet – verließ ich die Beratung mit der Vision, im Dezember 2020 einen besseren, holistischen Energieanbieter für Deutschland zu schaffen.
Wie würdest Du Deiner Großmutter Ostrom erklären ?
Ostrom befähigt die Menschen dazu, einen auf ihre Bedürfnisse zugeschnittenen, fairen Zugang zu sauberem Strom zu erhalten.
Hat sich Euer Konzept seit dem Start irgendwie verändert ?
An unserem grundsätzlichen Konzept hat sich seit der Gründung nichts verändert. Wir entwickeln die Plattform aber ständig weiter, fügen neue Produkte und Features hinzu und gehen Partnerschaften mit anderen Unternehmen ein.
Wie funktioniert Euer Geschäftsmodell ?
Ostrom bietet seinen Kund:innen Strom zum Selbstkostenpreis an. Für Service und Verwaltung wird eine monatliche Grundgebühr erhoben.
Wie genau hat sich Ostrom seit der Gründung entwickelt ?
Ostrom ist zu einer vollwertigen Energie-Management-Plattform herangewachsen. Wir haben im Jahr 2023 mehr neue Funktionen und Produkte eingeführt, als die meisten Energieversorger in fünf bis zehn Jahren. Vom dynamischen Stromtarif ‘SimplyDynamic’ über kostensenkendes Smart-EV-Charging und Zeitpläne für smartes Heizen bis hin zum Ostrom Store oder der Ostrom Wallet. Wir werden auch in den kommenden Monaten unser Produktangebot weiter ausbauen können, da die Series-A-Finanzierung von Ostrom auf insgesamt 18 Millionen US-Dollar angestiegen ist.
Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen ?
Weniger bei uns selbst als makro-ökonomisch: Deutschland hat in den vergangenen Jahren leider viel zu wenig in die Verbreitung von Smart Metern investiert und muss nun gegenüber anderen Ländern aufholen.
Was habt Ihr daraus gelernt ?
Uns ist klar geworden, wie wichtig unsere Mission ist, die Verbreitung von dynamischen Stromtarifen und Smart Metern in Deutschland voranzutreiben.
Und wo habt Ihr bisher alles richtig gemacht ?
Ostrom hat – früher als die meisten Akteure – auf Digitalisierung, grüne Energie und dynamische Tarife vorangebracht. Die Zukunft ist elektrisch und es wird Chancen für Player geben, die sie sehen können, und Verluste für etablierte Betreiber, die an den alten Zeiten festhalten.
Wie ist Euer Startup finanziert ?
Im vergangenen Jahr ist unsere Series-A-Finanzierung auf insgesamt 18 Millionen US-Dollar angestiegen. Nachdem Ostrom im Dezember 2022 erfolgreich mehr als 10 Millionen US-Dollar einsammeln konnte, sind im September 2023 zusätzliche 8 Millionen US-Dollar in einer erweiterten Runde unter der Leitung von SE Ventures, einem Risikokapitalgeber aus dem Silicon Valley, hinzugekommen.
Was sind Eure Pläne und Ziele für die nächsten 12 Monate ?
Insgesamt wollen wir die Energiewende in Deutschland weiter voranbringen. Das machen wir, indem wir beispielsweise die Verbreitung von intelligenten Stromzählern unterstützen oder indem wir Partnerschaften mit anderen Start-ups und Konzernen schließen. Mit Vaillant beispielsweise optimieren wir seit vergangenem Jahr Wärmepumpen im Zusammenspiel mit dynamischen Stromtarifen. Mit dem Start-up Soly ermöglichen wir gemeinsam Verbraucher:innen, Zeiten des Energieüberschusses bei Solaranlagen optimal zu nutzen.
Vielen Dank für das Interview.
3 thoughts on “Wie Ostrom den Energiemarkt auf den Kopf stellt”