Staffbase: Das Unicorn mit der Mitarbeiter-App

Copyright: Toni-Kretschmer

Hallo Frank, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für ein Interview mit uns nimmst! Bitte stelle uns zu Beginn Dich und Dein Team bei Staffbase kurz vor: 

Mein Name ist Frank Wolf. Zusammen mit Martin Böhringer und Lutz Gerlach habe ich 2014 Staffbase gegründet. Unsere Gründungsidee war die Erfindung der Mitarbeiter-App. Heute können wir viel mehr und wir sind eine komplette Plattform für moderne Unternehmenskommunikation mit über 800 Mitarbeitenden weltweit.

Welches Problem wollt Ihr mit Staffbase lösen?

Die wichtigste Art, Menschen in ihrem Job Sinn zu geben und zu motivieren, ist nicht das Gehalt, die Anzahl der Urlaubstage oder ein modernes Büro. Was am meisten zählt, ist das Gefühl, dass die eigene Arbeit auf ein größeres Ziel einzahlt – eines, mit dem man sich identifizieren kann. Das klingt zunächst einfach, ist jedoch in großen und verteilten Organisationen eine ständige Herausforderung: 

Was ist unsere Vision? Was sind unsere Ziele und was bedeutet das für die einzelnen Bereiche bis hin zu jedem einzelnen im Team?   

Das Paradoxe daran: Viele Unternehmen investieren enorm Zeit und Geld in die Strategiephase und holen dazu teure Unternehmensberatungen ins Haus. Doch wenn es dann darum geht, diese Strategien verständlich und nachhaltig an die Mitarbeitenden zu vermitteln, wird oft nicht ausreichend Zeit, Geld und moderne Technologie eingesetzt. So werden notwendige Transformationen zu langsam oder überhaupt nicht umgesetzt. Genau hier setzen wir an: Unser Ziel ist es, die beste, ganzheitliche Kommunikationsplattform für Unternehmen bereitzustellen, die den gesamten Prozess – von der Planung über die Umsetzung bis zur Erfolgsmessung – unterstützt und dabei so einfach wie möglich bleibt.

Wie ist die Idee zu Staffbase entstanden?

Die Idee für Staffbase entstand vor gut zehn Jahren. Damals habe ich in der Beratung gearbeitet und ich bin auf das Problem, das wir heute lösen, aufmerksam geworden: In vielen Unternehmen fehlte es an strategischer Mitarbeiterkommunikation und vor allem große Organisationen taten sich durch die hohe Mitarbeiterzahl schwer, all diese ganzheitlich zu erreichen. Eine Lösung hierfür gab es damals noch nicht. Über Kontakte kam ich mit Martin Böhringer und Lutz Gerlach zusammen. Martin hatte Jahre vorher bereits an einer ähnlichen Lösung – dem “Twitter für Unternehmen“ – gearbeitet. Wir drei gründeten im November 2014 Staffbase mit dem Ziel, eine App für interne Kommunikation zu entwickeln, die Mitarbeitende zeitgemäß abholt – egal ob sie am Schreibtisch sitzen, hinter einem Lenkrad im Bus oder an der Kasse. 

Wie würdest Du Deiner Großmutter Staffbase erklären?

Wir sind ein modernes Schwarzes Brett, in dem Mitarbeitende Zugriff auf alle relevanten Informationen und aktuellen Themen haben und das sie an einem digitalen Ort zusammenbringt – unabhängig vom Arbeitsort. 

Hat sich Euer Konzept seit dem Start irgendwie verändert?

Der Grundgedanke, Menschen zusammenzubringen, ist gleich geblieben. Wir haben unsere Plattform durch verschiedene Tools erweitert und können natürlich heute eine wesentlich umfangreichere Lösung anbieten, als zu Beginn. So haben wir beispielsweise eine sehr umfassende E-Mail-Lösung ergänzt und umfangreiche Tools zur Planung und Messung von Kommunikation integriert. 

Wie funktioniert Euer Geschäftsmodell?

Staffbase kommt als Whitelabel-Lösung und wird für alle Kunden individualisiert. Sie können verschiedene Tools buchen, beispielsweise Intranet, App oder E-Mail. Zudem sind zahlreiche Schnittstellen und Integrationen möglich, beispielsweise mit Microsoft-Produkten. So bekommen alle von ihnen eine individuelle App, auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten. Die DHL Group und ihre 600.000 Mitarbeitenden nutzen Staffbase beispielsweise als smarten Workspace und als Tool für den digitalen Wandel. BayWay nutzt ihre Version von Staffbase als zentralen Zugangspunkt für alle Mitarbeiter-Services. So lösen wir die kommunikativen Probleme sehr individuell.

Wie genau hat sich Staffbase seit der Gründung entwickelt? / Wie groß ist Euer Startup inzwischen ? 

Wir drei Gründer haben uns zum Start noch drei weitere Co-Founder ins Team geholt und sind konstant gewachsen. Neben unserem Office in Chemnitz konnten wir zwei Jahre nach der Gründung bereits erfolgreich in die USA expandieren, mit einem Standort in New York City. Heute, zehn Jahre nach der Gründung, sind wir an 12 Standorten in Deutschland, den USA, Kanada, Großbritannien und Australien mit mehr als 800 Mitarbeitenden vor Ort. Zudem wurde unser Managementteam um CFO, CMO, Chief People Officer, Chief Revenue Officer und Legal Counsel erweitert. Insgesamt zählen wir knapp 3.000 Kunden und über 15 Millionen User. Seit 2022 sind wir als Unicorn bewertet und verzeichnen jährlich über 100 Millionen Euro Umsatz.

Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen ?

Eine große Lektion, die wir in den letzten Jahren gelernt haben, ist, dass es verschiedene Wege gibt, um in neue Märkte zu expandieren. Es ist schwierig, ein neues Land oder einen neuen Markt nur „halb“ anzugehen. Lieber ein kleines Team, das voll und ganz dahintersteht, als nur halbherziges Engagement.

Was habt Ihr daraus gelernt ? 

Ich würde zukünftig in einem neuen Land immer mit jemandem starten, der lokal aus der Region kommt und dort sehr gut vernetzt ist. Natürlich steht und fällt viel mit dieser Person, aber wenn man es schafft darum dann ein kleines, effizientes Team zu bauen, kann das sehr viel bewirken. Das funktioniert für uns aktuell z.B. in Australien und Neuseeland hervorragend. 

Und wo habt Ihr bisher alles richtig gemacht ?

Eine erwähnenswerte Sache ist unsere frühe Expansion in die USA. Nach zwei Jahren schon den US-Markt anzugehen, hatte einen Grund: Wir wollten nicht warten, bis dort jemand das Gleiche wie wir macht und sich an die Spitze des Marktes stellt. Diese strategische Entscheidung hat uns dahin gebracht, wo wir heute sind. Ich kann jedem Startup nur raten, das Gleiche zu tun  – wenn es für sie Sinn macht. 

Wie ist Euer Startup finanziert ?

Wir konnten in mehreren Finanzierungsrunden über verschiedene Investoren Kapital sammeln. Insgesamt beträgt unsere Fundingsumme 290 Millionen Euro. 

Was sind Eure Pläne und Ziele für die nächsten 12 Monate ?

Wir bewegen uns noch stärker in Richtung USA und wollen dort weiter wachsen, da wir noch viel mehr Marktpotenzial sehen. Außerdem ist ein IPO in den kommenden Jahren ein Thema. Allerdings nicht als Exit, sondern als Tool, um weiter zu wachsen. 

Vielen Dank für das Interview.

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