Hallo Nikolaus, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für ein Interview mit uns nimmst! Bitte stelle uns zu Beginn Dich und Dein Team bei Myos kurz vor:
Hallo, ich habe zu danken! Kurz zu mir: Nach meinem Master in Management an der WHU und 2 Jahren in der Unternehmensberatung habe ich die Cashback-Plattform scondoo gegründet und 2017 verkauft. Seit 2018 bin ich Co-Founder und Geschäftsführer des Berliner FinTechs Myos. Wir sind knapp 30 Kollegen, die täglich mit viel Leidenschaft daran arbeiten, kleine und mittelgroße Händler noch schneller und besser mit Kapital auszustatten.
Vielleicht möchtest Du uns Euer Startup, ganz zu Beginn unseres Interviews, kurz vorstellen ?
Wir sind Myos – ein gut finanziertes und stark wachsendes FinTech, das 2018 in Berlin von einem Team aus erfahrenen Unternehmern gegründet wurde. Wir bauen die erste komplett produktbasierte Finanzierungsplattform für Händler weltweit auf. Mit unserem einzigartigen und disruptiven Risikomodell gehen wir komplett neue Wege: Wir nutzen die Transparenz und Verfügbarkeit von Daten auf e-Commerce-Plattformen, um das zukünftige Verkaufspotential von Handelsprodukten als Grundlage für Finanzierungsentscheidungen zu nehmen. So ermöglichen wir es Händlern, digital und flexibel zu wachsen.
Welches Problem wollt Ihr mit Myos lösen ?
Die Finanzierung von Working Capital ist eines der größten Probleme für Online-Händler, da bis zu ein halbes Jahr zwischen Bestellung und Verkauf überbrückt werden muss und Lieferengpässe gerade auf Marktplätzen wie Amazon hart bestraft werden.
Leider wird dieses Segment von Banken bisher kaum adressiert, weil diese Händler nicht in klassische Kredit-Metriken und -Anforderungen passen und häufig durchfallen, weil sie z.B. keine drei Jahre Geschäftshistorie haben oder noch nicht profitabel arbeiten.
An Stelle klassischer Metriken wie Jahresumsatz oder -Gewinn, analysieren wir AI-gestützt das Verkaufspotential der gehandelten Produkten und leiten daraus die Ausfallwahrscheinlichkeit des Händlers ab.
Dadurch können wir Händlern helfen, die nirgendwo anders Chance auf einen Kredit hätten, und leisten somit einen wichtigen Beitrag zur Unterstützung von Kleinunternehmern, gerade auch in der Corona-Krise, wo Liquidität immer wichtiger wird.
Wie ist die Idee zu Myos entstanden ?
Die Idee dazu entstand aus dem persönlichen Working Capital-Bedarf befreundeter Online-Händler – und deren Frust mit bestehenden Finanzierungsmöglichkeiten, sowohl mit Banken, als auch anderen Kreditanbietern.
Wie würdest Du Deiner Großmutter Myos erklären ?
Myos unterstützt Händler mit Kapital. Dabei schauen wir uns die Produkte an, die der Händler einkauft und verkauft, um unser Risiko einzuschätzen. Diese Produkte nehmen wir als Sicherheit für unsere Finanzierung. Wie beim Immobilienkredit, nur mit Handelsprodukten statt Gebäuden. Durch den Fokus auf Produkte können wir auch kleine und unerfahrene Händler unterstützen, die sonst keinen Zugang zu Kapital haben. Die Finanzierung läuft denkbar einfach ab: Wir erhalten die Produkte, der Händler das Geld.
Immer wenn er einen Teil des Geldes zurück zahlt, erhält er einen Teil der Produkte für den Verkauf. Weil wir die Produkte als Sicherheit haben, verzichten wir auf persönliche Haftung oder Garantien des Händlers.
Hat sich Euer Konzept seit dem Start irgendwie verändert ?
Zu Beginn hatten wir einen starken Fokus auf reine Amazon-Händler. Mittlerweile öffnen wir unser Modell auch für weitere Verkaufskanäle wie z.B. eBay oder dem eigenen Onlineshop und sogar für Unternehmen, die Ihre Ware im stationären Handel verkaufen.
Wie funktioniert Euer Geschäftsmodell ?
Myos ist die erste Finanzierung für Händler, die allein auf Handelsprodukten basiert. Eine künstliche Intelligenz bewertet die Produktdaten (z.B. Preisverlauf, Wettbewerb, Sichtbarkeit etc.) und ermittelt anhand dessen das Finanzierungsvolumen und den Zinssatz.
Frei einsetzbar, komplett flexibel rückzahlbar und ohne persönliches Risiko oder Bürgschaften. Wir ermöglichen es Händlern mit guten Produkten, schneller zu wachsen.
Unseren Umsatz generieren wir dabei aus der Differenz zwischen den Kreditzinsen und unseren “Einkaufskonditionen”, also den Zinsen zu denen wir uns selbst Geld leihen können.
Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen ?
Dieses Jahr hatten wir einen Bankenwechsel und mussten einige Finanzierungsprojekte von einer zur anderen Bank bewegen. Dadurch entstand leider ein Rückstau bei der Bearbeitung der Projekte und wir konnten die Finanzierungen nicht so schnell auszahlen wie gewünscht,
was leider auch zu Verzögerungen bei den Händlern geführt hat.
Was habt Ihr daraus gelernt ?
Dass es wichtig ist, solche Themen immer offen und frühzeitig zu kommunizieren. Die meisten Kunden hätten kein Problem damit gehabt, das Geld ein paar Tage später zu erhalten, sie müssen einfach nur darüber Bescheid wissen, damit sie Ihr Cashflow besser planen können.
Und wo habt Ihr bisher alles richtig gemacht ?
In Summe haben wir nach nun zwei Jahren zeigen können, dass man Kreditvergabe auch anders gestalten kann, als es seit 500 Jahren gemacht wird, und damit ganz wesentliche Probleme des klassischen Kreditwesens geknackt: Adverse Selektion, mühsame und wenig erfolgversprechende Rückgewinnung im Ausfall und kein dynamisches Monitoring der Risikoposition im laufenden Kredit, um nur drei Beispiele zu nennen.
Wir sind im Ergebnis auch stolz auf unsere hohe Bestandskundenrate und die vielen zufriedenen Myos-Kunden. Wir versuchen zu unseren Kunden eine sehr enge Bindung zu schaffen, bei Fragen und Problemen sofort zu helfen und eine Lösung zu finden. Das scheint gut anzukommen – viele der Händler buchen immer wieder neue Myos-Projekte.
Wie ist Euer Startup finanziert ?
Myos wird durch Eigen- und Fremdkapital finanziert. Wir haben in Summe rd. zehn Millionen Euro in Eigen- und Fremdmitteln erhalten. Zu unseren Eigenkapital-Investoren zählen neben Mountain Partners, Berlin Technologie Holding und Avala Capital auch namhafte Business Angels wie die Gründer von Raisin, Tim Marbach oder Gerald Schönbucher. Unser Fremdkapital wird von spezialisierten Kreditfonds beigesteuert.
Was sind Eure Pläne und Ziele für die nächsten 12 Monate ?
Wir haben das Ziel, Händler in den aktuell sehr spannenden E-Commerce-Zeiten als Konstante zu begleiten und in 12 Monaten unser Modell weiter zu automatisieren und erweitern, sodass wir einem noch breiteren Teil des Handels noch schneller als zuverlässiger Partner zu sorgenfreiem Wachstum verhelfen können.
Vielen Dank für das Interview.
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