Hallo Anja, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für ein Interview mit uns nimmst! Bitte stelle uns zu Beginn Dich und Dein Team bei Industrial Analytics kurz vor:
Hallo und herzlichen Dank für eure Interviewanfragen. Ich bin Mitgründerin und Geschäftsführerin von Industrial Analytics. Als COO bin verantwortlich für Vertrieb und operative Abläufe.
Wir haben das Unternehmen Ende 2017 zu sechst gegründet und sind inzwischen auf 15 Mitarbeitern gewachsen, eine bunte Mischung aus tollen Leuten mit unterschiedlicher kultureller Herkunft und aus unterschiedlichen Bereichen wie bspw. Ingenieurwesen, Informatik, Physik, Mathematik, Verfahrenstechnik, Wirtschaftswissenschaften und Soziologie.
Vielleicht möchtest Du uns Euer Startups, ganz zu Beginn unseres Interviews, kurz vorstellen ?
Mit dem KI-unterstützten Autooperator verfolgen wir die Vision der autonomen Anlage. Mit unserer fortschrittlichen Zustandsüberwachung und weiteren digitalen Lösungen unterstützen wir vor allem Anlagenbetreiber bei der Herausforderung, komplexe Produktionsprozesse effizient zu betreiben.
Welches Problem wollt Ihr mit Industrial Analytics lösen ?
Aktuell beschäftigen wir uns viel mit dem Thema Energiewende – also mit dem Kohleausstieg und der Integration von erneuerbaren Energien. Vor allem Versorger wie Kraftwerksbetreiber stehen vor einer komplexen Herausforderung, wenn es darum geht, einen reibungslosen und möglichst kosteneffizienten Betrieb bei der Strom- und Fernwärmeversorgung zu erreichen. Das Thema Emissionsreduzierung und Energieeinsparung spielt dabei natürlich auch eine wesentliche Rolle – genau wie in der Grundstoffindustrie und (Petro-) Chemie.
Vor allem während des Lockdowns wurde noch einmal deutlich, wie wichtig ein störungsfreier und für die Mitarbeiter sicherer Anlagenbetrieb ist. Das Thema ist natürlich immer an erster Stelle, da ein Anlagenstillstand mit Produktionsausfall einen sehr großen wirtschaftlichen Schaden verursachen kann.
Wir haben zudem beobachtet, dass es aufgrund des Generationswechsels (viele erfahrene und ältere Mitarbeiter gehen in Rente) immer wichtiger für Unternehmen wird, das Wissen über ihre Anlagen im Unternehmen zu bewahren und den jungen Leuten einen interessanten Arbeitsplatz zu bieten.
Wie ist die Idee zu Industrial Analytics entstanden ?
Das Gründerteam hat vorher lange Jahre bei einem renommierten Hersteller von Turbomaschinen in Berlin gearbeitet. Dort ist damals auch die Idee für Industrial Analytics entstanden, nämlich die Industrie und vor allem Betreibern prozesstechnischer Anlagen bei der Digitalisierung zu unterstützen.
Wie würdest Du Deiner Großmutter Industrial Analytics erklären ?
Das ist eine gute Frage und bringt es tatsächlich auf den Punkt. Ich würde sagen wir sind quasi wie Ärzte für Maschinen und Anlagen. Unsere KI macht die Diagnose und wir verschreiben die richtige Behandlung bzw. Medikation, um die Anlage insgesamt effizienter zu betreiben und zu verhindern, dass unvorhersehbare Schäden entstehen.
Hat sich Euer Konzept seit dem Start irgendwie verändert ?
Gestartet sind wir mit einer Predictive-Maintenance-Lösung für Turbomaschinen. Von Anfang an haben wir unsere Services gemeinsam mit und am Bedarf unserer Kunden entwickelt. Mittlerweile sind das Spektrum und der Einsatz unserer Services vielfältiger und vor allem größer geworden. Das heißt, wir sind in der Lage mit unserer Lösung viel mehr abzudecken.
Wie funktioniert Euer Geschäftsmodell ?
Wir verfolgen ein Software-as-a-Service (SaaS) Modell. Das heißt, Kunden die unsere Software nutzen, erwerben quasi ein Abo. Dabei richtet sich das Abo nach der zu überwachenden Maschine bzw. Anlage. Unsere kontinuierliche Unterstützung und technische Expertise sind mit enthalten. Wir lassen unsere Kunden mit unseren Systemen also nicht alleine, sondern stehen beratend zur Seite, denn wir sind natürlich daran interessiert, unsere Lösung kontinuierlich zu verbessern.
Wie genau hat sich Industrial Analytics seit der Gründung entwickelt ?
Nun, wir hatten sehr früh das Glück, erste Kunden für eine prototypische Umsetzung gewinnen zu können. Unser Produkt hat sich zu dem Zeitpunkt in den absoluten Kinderschuhen befunden und wir sind auf der „Grünen Wiese“ gestartet. Die Technologie musste sich erst noch behaupten und das Geschäftsmodell erst entwickelt werden. Bei der Entwicklung unseres Geschäftsmodell hat uns vor allem unser Lead Investor Senovo Capital geholfen, die sich zu einer sehr frühen Phase für ein Investment entschieden haben.
Wir sind im Februar in das erste „eigene“ Büro gezogen. Vorher haben wir Co-Working Spaces genutzt, wie zuletzt bspw. das alte betahaus am Moritzplatz und den SAP Data Space am Hackeschen Markt.
Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen ?
Die größten Herausforderungen hatten wir aus meiner Sicht bisher mit der Integration von Hardware in die IT-Infrastruktur unserer Kunden.
Was habt Ihr daraus gelernt ?
Testen, testen, testen!!!
Und wo habt Ihr bisher alles richtig gemacht ?
Da fällt mir sehr viel ein, z.B. bei der Personalauswahl und unserer Teamkultur, der Art und Weise, wie wir mit Kunden und Partner zusammenarbeiten und wie wir auf Veränderungen reagieren. Aus meiner Sicht sind Agilität und Innovation wichtige Aspekte, die ich nicht mehr missen möchte.
Wie ist Euer Startup finanziert ?
Das Gründerteam hat zum Zeitpunkt der Gründung privat investiert. Mittlerweile sind wir ein hauptsächlich VC-finanziertes Start-up. Zudem wird unsere Produktentwicklung mit Hilfe der EU und Landesmitteln finanziert.
Was sind Eure Pläne und Ziele für die nächsten 12 Monate ?
Wir möchten unseren Kundenstamm natürlich kontinuierlich erweitern und unser Bestandskundengeschäft weiter ausbauen. Dafür sind technische Updates und Erweiterungen geplant. Wenn alles klappt, werden wir eine weitere Finanzierungsrunde abschließen und unser Team vergrößern.
Vielen Dank für das Interview.
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