Hallo Andreas, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für ein Interview mit uns nimmst! Vielleicht möchtest Du uns Euer Startup FlyNex, ganz zu Beginn unseres Interviews, kurz vorstellen ?
FlyNex und ist ein SaaS-Unternehmen, dass sich auf Drohnenflugplanung spezialisiert hat. Wir haben FlyNex im Jahr 2015 zu viert gegründet. Inzwischen zählen wir mit Standorten in Leipzig, Hamburg und San Francisco zu den führenden Lösungsanbietern für kommerzielle Drohnenflüge in Europa.
Welches Problem wollt Ihr mit FlyNex lösen ?
Wir wollen es jedem Unternehmen ermöglichen, Drohnen zur effektiven Datengewinnung einzusetzen und das am besten autonom. Dazu gehörten das richtige Know-how und die Planung von Workflows zur Integration von Drohnen in Unternehmen.
Wie ist die Idee zu FlyNex entstanden ?
Von den Gründern haben 3 schon in ihrer Vergangenheit mit Drohnen gearbeitet und Drohnen- / Flugprojekte im verwirklicht. Dazu gehörte auch der Aufbau von Grundlagen- und Schulungsmaterialien für Drohnen-Piloten.
Wir haben schnell ein hohes Potenzial der Drohne als Werkzeug zu Datengenerierung für unendlich viele Anwendungsfälle erkannt. In einigen Ländern sind Drohnen, gerade im Bereich Energie und Bau, seit Jahren im Einsatz.
Eine sinnvolle, digitale Lösung, die die komplexen Arbeitsschritte, Verfahren und technischen Aspekte vereint, so dass auch in Europa Drohnen von Energie-, Bau- oder Planungsunternehmen genutzt werden konnten, fehlte.
Neben der operativen Lösung, also unserer Software, setzen wir uns deshalb auch für einen rechtlich sinnvollen und zukunftsfähigen Rahmen für Drohneneisätze ein. Viele unserer Mitarbeiter sitzen in entsprechenden Gremien, um bei der Gestaltung des deutschen Luftraumes mitzuwirken. Christian Caballero beispielsweise, ist Vorstand der DIN e. V.
Wie würdest Du Deiner Großmutter FlyNex erklären ?
Bei FlyNex helfen wir Unternehmen alte Arbeitsweisen durch eine neue, bessere Methode zu ersetzen. Beispielsweise indem wir Strommasten mit selbstfliegenden Geräten inspizieren können, anstatt die gleiche Arbeit von Montage-Teams mit wesentlich mehr Aufwand durchführen lassen zu müssen. Mit den Bildern, die Drohnen heutzutage bei Industrie-Einsätzen aufnehmen können, kann man im Nachhinein Zeit und Kosten sparen.
Hat sich Euer Konzept seit dem Start irgendwie verändert ?
Natürlich haben wir gerade am Anfang viel dazu gelernt. Wie der Markt funktioniert, welche unterschiedlichen Anwendungsfälle einzelne Branchen sehen. Abgesehen von der gesamten rechtlichen und technologischen Thematik.
Wir mussten uns natürlich auch mit dem Markt entwickeln und so haben sich einzelne Themen zeitlich nach hinten, andere dafür deutlich nach vorne verschoben. Die Vision allerdings ist seit Beginn so geblieben. Wir haben z. B. lernen müssen, dass einzelne Branchen länger brauchten als gedacht, bis Drohnen operativ eingesetzt werden. Andererseits die Anzahl an Anwendungsfällen wesentlich vielfältiger war als vermutet.
Wie funktioniert Euer Geschäftsmodell ?
Wir richten uns mit unserer SaaS-Lösung, der FlyNex Enterprise Suite, an Unternehmen aus Bau, Energie, Infrastruktur, Mobilität und weiteren Branchen. Die Anforderungen überschneiden sich bei allen Kunden immer und sind Teil der gesamten Digitalisierung.
Wir ermöglichen einem Kunden auf unserer Plattform die Planung für eine einmalige oder routinemäßige, sich-wiederholende Drohnenbefliegung zu erstellen. Außerdem lässt sich des Weiteren die Befliegung durchführen und anschließend die gesamten Daten von einer Drohne über passende Schnittstellen zu Spezialanwendungen analysieren.
Wie genau hat sich FlyNex seit der Gründung entwickelt ?
Zentrale Meilensteine waren für uns der erste Produkt-Release der eigenen Drohnenkarte und der Start im SpinLab Accelerator der HHL in Leipzig. Wir konnten damit entscheidende Vorteile für uns nutzen. Einerseits Netzwerk, andererseits aber auch die Möglichkeit unseren Marktansatz schnell und sehr genau testen zu können. 2017 war für uns ein sehr wichtiges Jahr bisher.
Seit 2018 kamen auch immer mehr B2B-Kunden dazu, die uns haben wachsen lassen. Zum einen mussten wir die operativen Teams aufbauen, zum anderen sind die Aufgaben der Gründer deutlich umfangreicher geworden. Weniger operativ, viel mehr strategische Projekte und Aufgaben, die daraus für uns entstanden sind.
Nun aber einmal Butter bei die Fische: Wie groß ist Euer Startup inzwischen ?
Wir haben aktuell knapp 30 Mitarbeiter. Dieses Jahr werden in einigen Bereichen noch weitere dazu stoßen, da wir uns hier als Firma einer guten Entwicklung trotz der derzeit gesamtwirtschaftlichen Einschätzungen in Deutschland und Europa gegenübersehen.
Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen ?
Wir haben am Anfang damit gerechnet, dass wir nur über einen B2C-Ansatz den Markt erreichen können. Wir haben da tatsächlich unterschätzt, wie gut das Thema automatisierter Drohnenbefliegungen bereits von Unternehmen verstanden wird.
Wir sind mit Kunden ins Gespräch gekommen, die sich bereits vor Jahren Drohnen für einen 5 bis 6-stelligen Wert angeschafft hatten, denen aber das nötige Wissen und die Prozesse fehlten, die Geräte auch einzusetzen. Also stehen dann für 100.000 Euro und mehr Drohnen auf dem Boden, die keiner so richtig bedienen konnte.
Wir haben schnell gelernt, dass Unternehmen hier sehr unterschiedlich weit in ihren Überlegungen sind und es nicht immer bei 0 los geht.
Was habt Ihr daraus gelernt ?
Wir sind mit vier Gründern sehr gut aufgestellt und halten die Arbeitsbereiche auch, da wo es geht, getrennt. So kann sich jeder auf die Entwicklung in seinem Gebiet konzentrieren. Wir haben gelernt, dass es nicht immer um Schnelligkeit geht, sondern dass eine strukturierte und kritische Vorgehensweise sich im Nachhinein immer bewährt hat.
Auch wenn Kunden oder Projektpartner mit sehr genauen Vorstellungen ankamen, geht es nicht ohne den Schritt genau zu verstehen, was der Markt wirklich braucht.
Auch wenn es bedeutet, dass die Kommunikation und der Workload in den Teams am Anfang sehr hoch ist. Gerade bei großen Vorhaben, wie einem neuen Release, haben wir rückblickend hier viel Druck nach hinten rausnehmen können.
Und wo habt Ihr bisher alles richtig gemacht ?
Hier muss ich vor allem an unser Team denken. Man weiß nie genau, in welche Richtung sich ein Team entwickelt und wie ein neuer Mitarbeiter sich auf das Unternehmen auswirkt. Erst recht, wenn man noch ein Team hat, wo viele Mitarbeiter mehr als nur einen Bereich abdecken müssen.
Die Pipeline, Produkt- und Marktentwicklung zeigen uns derzeit, dass wir die richtigen Experten zur richtigen Zeit an Bord geholt haben. Das ist etwas, dass man vorher nur erahnen kann, sich aber erst im Nachhinein zeigt, ob man mit der Planung richtig lag.
Wie ist Euer Startup finanziert ?
Wir sind Venture-finanziert. Unter anderem konnten wir zu einem recht frühen Zeitpunkt starke Partner gewinnen, die uns mit VC auf Wir haben mehrere Investoren.
Was sind Eure Pläne und Ziele für die nächsten 12 Monate ?
Im nächsten Jahr hoffen wir natürlich, weitere wichtige Zielbranchen mit unserer Plattform erreichen zu können. Durch neue technische Möglichkeiten werden auch die Einsatzfelder vielseitiger. Wir haben dieses Jahr beispielsweise erstmals einen BVLOS-Flug, also eine Befliegung außerhalb der Sichtweite des Piloten, für einen großen Energiekonzern durchgeführt. Diese sehr anspruchsvollen Anwendungen bilden aber den Grundstein für automatisierte Inspektionsflüge in Zukunft.
Vom BMVI haben wir mit HERE Technologies das Projekt DaViLuS fertiggestellt. Das ist die erste 3D-Karte Deutschlands in denen drohnenrelevante Daten eingespeist wurden. Und im Februar ist der erste Teil des Pilotprojekts Medifly für das Bundesministerium für Verkher und digitale Infrastruktur erfolgreich absolviert worden, womit es jetzt im September weiter geht.
Wir haben also viele spannende Themen vor uns. Medifly und DaViLuS als öffentliche Projekte sind interessante Zukunftsthemen, die auch das Thema Drohne und mögliche Anwendungen wesentlich erlebbarer gemacht haben. Für uns selbst sind aber natürlich die Entwicklungen der einzelnen Branchen und Märkte interessant. Wir sind immer wieder überrascht, welche Anwendungsfälle hier entstehen, die wir so in der Form z. T. gar nicht erwartet haben.
Vielen Dank für das Interview.
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