Hallo Teo, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für ein Interview mit uns nimmst ! Bitte stelle uns zu Beginn Dich und Dein Team bei family.cards kurz vor:
Wir sind ein sehr vielfältiges, dynamisches und engagiertes Team. Jeder von uns bringt durch seine Expertise einen entscheidenden Beitrag ein, um family.cards kontinuierlich weiterzuentwickeln. Gemeinsam treiben wir die Bereiche Development, Marketing, Logistik, Operations und Business Development voran und profitieren dabei von einem intensiven Austausch und einer klaren Vision.
Vielleicht möchtest Du uns Euer Startup, ganz zu Beginn unseres Interviews, kurz vorstellen ?
Sehr gerne! family.cards ist ein junges Berliner Startup mit der Mission, AgeTech neu zu denken. Wir alle kennen Menschen in unserem Umfeld, die uns lieb sind, aber aufgrund von Entfernung oder Alter nicht so präsent in unserem Alltag sein können, wie wir es uns wünschen würden. Unsere Lösung ermöglicht es Senioren oder Menschen, die kein Smartphone nutzen möchten oder können, auf einfache Weise in die digitale Kommunikation eingebunden zu werden. Über den heimischen Fernseher und ein intuitives Kartensystem bieten wir Videotelefonie, Foto- und Videoaustausch sowie ein breites Spektrum an Unterhaltung und Wohlbefinden – einfach und barrierefrei.
Welches Problem wollt Ihr mit family.cards lösen?
Wir möchten die Kluft zwischen Menschen überbrücken, die moderne Kommunikationswege täglich nutzen, und denen, die sich mit einem Smartphone überfordert fühlen. Alter, Krankheit oder auch körperliche und kognitive Einschränkungen erschweren oft den Zugang zu digitalen Lösungen. Mit family.cards schaffen wir eine benutzerfreundliche, leicht verständliche Alternative, die den Alltag bereichert und den Austausch vereinfacht.
Wie ist die Idee zu family.cards entstanden?
Die Idee entstand aus unseren eigenen Erfahrungen. Unser Team ist international aufgestellt, und viele von uns leben weit entfernt von ihren Familien. Der Wunsch, sich mit seinen Liebsten über Videotelefonie auszutauschen oder den Alltag in Bildern und Videos zu teilen, ist dabei immer präsent. Doch für einige unserer Angehörigen waren Smartphones und Tablets zu kompliziert oder unpraktisch. Aus dieser Herausforderung heraus haben wir family.cards entwickelt – eine Lösung, die digitale Nähe ohne technische Hürden ermöglicht.
Wie würdest Du Deiner Großmutter family.cards erklären ?
„Oma, ich kann dich jetzt direkt vom Handy aus auf deinem Fernseher anrufen. Wir können uns nicht nur sehen und hören, sondern du kannst mich auch jederzeit zurückrufen. Dafür gibt es eine Karte mit meinem Foto darauf – die legst du einfach auf das Gerät, und schon startet der Anruf. Einfacher geht es nicht!“
Hat sich Euer Konzept seit dem Start irgendwie verändert ?
Unser Konzept entwickelt sich stetig weiter, denn wir stehen noch am Anfang unserer Reise. Da wir unsere Technologie als offene Plattform anbieten, rechnen wir damit, dass im Laufe der Zeit viele spannende Partner hinzukommen werden. Dadurch wird unser Serviceangebot immer vielfältiger und noch komfortabler.
Wie funktioniert Euer Geschäftsmodell ?
Unser Geschäftsmodell basiert auf einer Startgebühr von 199 Euro für die Hardware. Für die laufende Nutzung und Weiterentwicklung unseres Services berechnen wir eine monatliche Gebühr von 14,99 Euro. Ergänzt wird unser Angebot durch eine kostenlose Begleit-App, die es Angehörigen ermöglicht, das Gerät aus der Ferne zu unterstützen und die Funktionen individuell zu verwalten. Diese Kombination aus Hardware, Software und Services bietet ein umfassendes und nutzerfreundliches Erlebnis.
Wie genau hat sich family.cards seit der Gründung entwickelt ?
Am Anfang hatten wir eine klare Intuition: Der Fernseher, vertraut und alltäglich, sollte Senioren den Zugang zur digitalen Welt ermöglichen. Doch der Weg dorthin war steinig. Unsere ersten Prototypen? Sie scheiterten. Das Feedback war enttäuschend, doch jeder Rückschlag lehrte uns etwas Neues.
Erst mit der Verwendung von Karten und einem schnurlosen Kartenleser wendete sich das Blatt. Plötzlich wurde aus Skepsis Begeisterung. Die einfache Bedienung überzeugte unsere Nutzer – und uns, dass wir die richtige Lösung gefunden hatten.
Mit diesem Erfolg wuchs auch die Aufmerksamkeit. MDR, rbb, ARD und ZDF berichteten über uns, und erste Partnerschaften mit der Deutschen Telekom und Kartenentwicklern folgten. So wird Family.cards zur Brücke, die Senioren wieder mit ihrer Familie und der digitalen Welt verbindet.
Unser Weg war nicht einfach, aber er hat sich gelohnt: Heute sind wir stolz, eine Lösung zu bieten, die wirklich einen Unterschied macht.
Wie groß ist Euer Startup inzwischen ?
- 5 Mitarbeiter
Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen ?
Die Reise von Family.cards war alles andere als reibungslos. Unsere ersten Nutzertests? Ernüchternd. Die Senioren fanden die Prototypen zu kompliziert, und wir mussten zurück an den Start.
Dann die Technik: Während einer wichtigen Präsentation versagte unser Gerät – ein schwarzer Bildschirm vor potenziellen Partnern. Wir improvisierten und retteten die Situation, aber der Stress war enorm.
Und als die ersten Bestellungen eingingen, kam es zu Produktionsverzögerungen. Wochenlang mussten wir Kunden vertrösten, während wir fieberhaft an der Auslieferung arbeiteten.
Was habt Ihr daraus gelernt ?
Die Rückschläge der letzten Jahre waren keine einfachen Momente, aber sie haben uns wichtige Lektionen gelehrt, die heute unser Fundament bilden:
- Feedback ist Gold wert: Die anfängliche Kritik an unseren Prototypen hat uns geholfen, die Lösung zu entwickeln, die unsere Zielgruppe wirklich braucht. Heute hören wir genau hin, was unsere Nutzer sagen – ihre Bedürfnisse stehen im Mittelpunkt.
- Flexibilität ist entscheidend: Technik, die im letzten Moment versagt, hat uns gezeigt, wie wichtig es ist, schnell zu reagieren und improvisieren zu können. Jetzt planen wir vorausschauender und sind besser auf unerwartete Herausforderungen vorbereitet.
- Kommunikation schafft Vertrauen: Verspätete Auslieferungen haben uns gelehrt, wie entscheidend Transparenz ist. Heute informieren wir unsere Kunden frühzeitig über jeden Schritt – das baut Vertrauen auf und zeigt, dass wir sie ernst nehmen.
- Prozesse optimieren, bevor man skaliert: Wir haben erkannt, dass solide Produktions- und Lieferketten die Basis sind, bevor wir wachsen. Diese Systeme haben wir seitdem kontinuierlich verbessert.
Und wo habt Ihr bisher alles richtig gemacht ?
- Eine klare Vision verfolgt: Wir haben uns nicht von Rückschlägen ablenken lassen und unsere ursprüngliche Mission, Senioren digital zu verbinden, konsequent verfolgt.
- Fokus auf Benutzerfreundlichkeit: Von Anfang an haben wir uns darauf konzentriert, eine einfache, intuitive Lösung zu schaffen.
- Richtige Zielgruppe gewählt: Wir haben ein tiefes Verständnis für die Bedürfnisse der Senioren entwickelt und uns auf ihre wichtigsten Herausforderungen konzentriert: Einfache Bedienung, Zugang zur digitalen Welt und soziale Teilhabe. Dies hat uns geholfen, eine Lösung zu entwickeln, die die richtige Zielgruppe wirklich anspricht.
- Medienaufmerksamkeit und PR: Schon früh haben wir Medien wie MDR, rbb, ARD und ZDF gewonnen, die unser Produkt positiv aufgenommen haben. Diese PR hat uns Sichtbarkeit verschafft und Vertrauen bei unseren potenziellen Kunden und Partnern aufgebaut.
Wie ist Euer Startup finanziert ?
Unser Startup ist equity-basiert finanziert. Dabei konnten wir bereits namhafte Venture-Capital-Investoren von unserer Vision überzeugen, die uns nicht nur finanziell unterstützen, sondern auch mit ihrem Know-how und Netzwerk begleiten. Diese Partnerschaften geben uns die nötige Stabilität und Flexibilität, um family.cards weiterzuentwickeln und unsere Mission – digitale Teilhabe für alle – erfolgreich voranzutreiben.
Was sind Eure Pläne und Ziele für die nächsten 12 Monate ?
Wir möchten unser Produkt kontinuierlich weiterentwickeln, um den Bedürfnissen unserer Nutzer noch besser gerecht zu werden. Gleichzeitig liegt unser Fokus darauf, den Verkauf und Umsatz nachhaltig zu steigern und family.cards in noch mehr Haushalte zu bringen. Ein weiterer zentraler Baustein ist der Ausbau unserer Plattform durch neue Partnerschaften – sowohl im Bereich Hardware als auch bei Serviceangeboten. So schaffen wir eine noch größere Vielfalt an Nutzungsmöglichkeiten und festigen unsere Position als innovativer Anbieter im AgeTech-Bereich.
Vielen Dank für das Interview.
2 thoughts on “family.cards – die Smartphone-Alternative für Senioren”