Hallo Yannis, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für ein Interview mit uns nimmst ! Bitte stelle uns zu Beginn Dich und Dein Team bei CoachHub kurz vor:
Mein Bruder Matti und ich sind waschechte Berliner aus dem schönen Schöneberg. Im Sommer 2018 haben wir beschlossen, den Coaching-Markt nicht nur zu digitalisieren, sondern zu demokratisieren. Daraus entstand unsere Idee zu CoachHub. Mittlerweile platzt unser Headquarter nähe Ku’damm mit über 120 Mitarbeitern aus allen Nähten.
Vielleicht möchtest Du uns Euer Startups, ganz zu Beginn unseres Interviews, kurz vorstellen ?
CoachHub ist eine digitale Coaching-Plattform, die Führungskräften und High Potentials dabei hilft, zu wachsen und ihre Teams besser zu führen. Unsere über 600 Business Coaches stehen den Klienten entweder per Smartphone oder Laptop zur Seite. Das Coaching findet komplett digital per Video-Chat statt. Über die Plattform werden zudem Termine, Meilensteine und Aufgaben festgehalten. Unternehmen, die ihre Mitarbeitenden zum Coaching einladen, behalten so den Überblick und Erfolge werden sicht- und messbar.
Welches Problem wollt Ihr mit CoachHub lösen ?
Wir sind große Coaching-Fans. Wie Bill Gates schon sagte: “Jeder braucht einen Coach”. Doch bisher leisten sich nur Top-Managerinnen oder Spitzen-Sportler einen eigenen Coach. Und der Markt ist ziemlich unübersichtlich. Jeder darf sich in Deutschland Coach nennen. Preise und Qualität variieren stark. Vor-Ort-Coachings erfordern außerdem einen großen organisatorischen Aufwand. Wir verbinden die Vorteile der digitalen Möglichkeiten mit qualifizierten Business Coaches. Mit unserer “Mobile Coaching Cloud” wollen wir professionelles Coaching in die Breite tragen.
Wie ist die Idee zu CoachHub entstanden ?
In meiner Zeit bei LinkedIn in Dublin kam ich auch in den Genuss eines persönlichen Coachings. Doch wenn das raue Wetter in Irland nicht mitspielte, kam mein Coach schon mal mehrere Stunden zu spät – oder gar nicht. Dann fanden wir keine geeigneten Meetingräume und nach der Session oft keine passenden Folgetermine. Da dachte ich mir, dass das auch einfacher gehen muss. So entstand die Idee zu CoachHub.
Wie würdest Du Deiner Großmutter CoachHub erklären ?
Auch Chefs wissen manchmal nicht weiter und brauchen Unterstützung von außen. Sie können dann per Videotelefonie mit einem unserer Coaches sprechen. Der hat oft selbst jede Menge Erfahrung in Mitarbeiterführung oder Selbstmanagement. Gemeinsam finden die beiden dann eine Lösung. Steht der Coachee, so nennen wir unsere Klienten, dann mal vor einem Problem, kann er seinem Coach auf eine Nachricht in der CoachHub-App hinterlassen.
Hat sich Euer Konzept seit dem Start irgendwie verändert ?
Das Prinzip des digitalen Coachings ist gleich geblieben. Mit Hilfe eines wissenschaftlichen Beirats entwickelt unsere Head of Coaching, Dipl.-Psychologin Svenja Haus, die Coaching-Inhalte weiter. Durch Corona haben sich die Anfragen stark verändert. Wo vorher Teambuilding und Zeitmanagement im Fokus standen, sind es jetzt vor allem Remote Führen aus dem Home Office oder Stressbewältigung. Auffällig ist auch, dass seit einiger Zeit vermehrt Diversity Coaching angefragt wird. Außerdem passen wir die Prozesse unserer Plattform ständig an und erweitern unser Netzwerk mit Business Coaches.
Wie funktioniert Euer Geschäftsmodell ?
Unsere Kunden sind ausschließlich Unternehmen, die ihre Angestellten coachen möchten. Darunter Bosch, Danone oder Generali. Jeder Mitarbeiter füllt zunächst einen Fragebogen zu seinen Stärken aus. Eine K.I. wählt dann drei für ihn passende Coaches. Nach einem Kennenlern-Gespräch (“Chemistry Call”) geht’s auch schon los. In der Regel “treffen” sich Coach und Coachee alle zwei Wochen für 45 min. zu einer Session. Das hat sich bewährt, kann aber individuell angepasst werden. Das Coaching kann drei Monate, aber auch ein ganzes Arbeitsverhältnis lang genutzt werden.
Wie genau hat sich CoachHub seit der Gründung entwickelt ?
Wir sind in den letzten zwei Jahren extrem schnell gewachsen. Durch Corona haben wir viel größere Sprünge gemacht als geplant. Nicht nur unser Team hat sich rasant vergrößert. Auch unser Netzwerk an Coaches. Führungskräftetrainer, die wegen der Einschränkungen nicht vor Ort arbeiten können, haben bei uns quasi eine neue Heimat gefunden. Wir bieten mittlerweile Coachings in über 30 Sprachen an und sind heute Marktführer in Europa für digitales Coaching.
Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen ?
Unser erstes Logo fanden Matti und ich damals super seriös und ziemlich cool. Bis uns potentielle Kunden und auch Coaches ansprachen, dass es total furchtbar aussehen würde. Wir haben uns dann eine professionelle Design-Beratung besorgt.
Was habt Ihr daraus gelernt ?
Gleich von Anfang an Leute ins Boot holen, die wissen, wie eine Marke aussehen muss (lacht).
Und wo habt Ihr bisher alles richtig gemacht ?
Wir wussten seit unserer Gründung, dass wir mit unserer Idee einen Nerv treffen und damit sehr erfolgreich sein werden. Die Krise hat dies dann nochmal bestätigt. Digitale Lösungen wie unsere boomen.
Wie ist Euer Startup finanziert ?
Wir konnten namhafte Investoren wie HV Holtzbrinck Ventures, Partech, Speedinvest x und RTP Global sowie Signals Venture Capital von unserer Idee überzeugen und so unsere Finanzierung auf insgesamt knapp 20 Millionen Euro erhöhen.
Was sind Eure Pläne und Ziele für die nächsten 12 Monate ?
Noch mehr Unternehmen von den Vorteilen unseres Konzepts überzeugen. Das dürfte uns jetzt aber leichter fallen, als vor Corona. Denn kein Unternehmer kann mir heute erzählen, digitales Coaching würde nicht funktionieren – schließlich konnte er sein Unternehmen mehrere Monate digital steuern.
Vielen Dank für das Interview.