Hallo Lara, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für ein Interview mit uns nimmst ! Bitte stelle uns zu Beginn Dich und Dein Team bei Bildungsurlauber kurz vor:
Ich bin Lara Körber, und mein Mitgründer Anian und ich haben Bildungsurlauber.de gegründet – das Booking.com für Bildungsurlaub. Mittlerweile sind wir ein Team von sechs Leuten, die mit Bildungsurlaub das Arbeitsleben in Deutschland verbessern möchten.
Vielleicht möchtest Du uns Euer Startup, ganz zu Beginn unseres Interviews, kurz vorstellen?
Erstmal müssen wir dafür kurz über Bildungsurlaub sprechen. Denn Bildungsurlaub fristet immer noch einen Dornröschenschlaf, obwohl er 27 Millionen Arbeitnehmenden in Deutschland per Gesetz zusteht. Denn die wenigsten wissen: Arbeitnehmende haben Anspruch auf fünf bis zehn Tage Extra-Urlaub pro Jahr für als Bildungsurlaub anerkannte Weiterbildungen. Das können fachliche Weiterbildungen sein oder Seminare, welche Persönlichkeitsentwicklung oder Gesundheit fördern. Arbeitnehmende können dabei thematisch frei wählen: Besucht werden können Marketing- oder Führungskräftetrainings, Yoga-Seminare auf dem Land oder ein Sprachkurs direkt am Meer.
Welches Problem wollt Ihr mit Bildungsurlauber.de lösen?
Wir sind fest davon überzeugt, dass Bildungsurlaub das Arbeitsleben der Menschen per Gesetz verbessert – was eine Chance! Deshalb wollen wir mit Bildungsurlauber.de die Nutzungsquote dieser Weiterbildungschance erhöhen: durch einfache Kurssuche, Gesetzeshilfe und Unterstützung bei der Beantragung.
Mich fasziniert am Bildungsurlaub ganz besonders, dass es sich um eine Weiterbildungschance handelt, die sich an den individuellen Bedürfnissen von Beschäftigten orientiert. Für einige bedeutet Bildungsurlaub also, einen Englischkurs zu besuchen, um in internationalen Meetings mitreden zu können – für andere das Seminar in Gewaltfreier Kommunikation, damit es im Team in Zukunft besser läuft. Wieder andere nutzen ihren Anspruch auf Bildungsurlaub, um mit einem Yoga-Seminar endlich ihren Rückenschmerzen entgegenzuwirken. Beschäftigte können somit selbstbestimmt entscheiden: Was brauche ich gerade? Damit ist Bildungsurlaub keine allgemeine Möglichkeit, sondern eine individuelle Chance.
Wie ist die Idee zu Bildungsurlauber.de entstanden?
Mein Mitgründer Anian hat mir erstmals von Bildungsurlaub erzählt: Sein Vater nahm an einem Tai-Chi-Bildungsurlaub teil, um Rückengesundheit und Achtsamkeit zu fördern. Mir schoss sofort die Frage in den Kopf: Wie kann es sein, dass ich in fast zehn Jahren Berufstätigkeit noch nie davon gehört habe? Bei unseren Recherchen wurde dann schnell deutlich: Das Finden und Beantragen des passenden Bildungsurlaubs ist komplex – genau das ändern wir jetzt mit Bildungsurlauber.
Wie würdest Du Deiner Großmutter Bildungsurlauber.de erklären?
Denk bitte mal an eine Herausforderung, die du in deinem Arbeitsleben hattest und denen auch viele Arbeitnehmende heutzutage gegenüberstehen. Von Stress bis Kommunikationsproblemen – ich bin mir sicher, dass mit unserem Startup Menschen eine Fortbildung finden, die ihnen in dieser Lage weiterhilft. Und diese musst du nicht in deinem Urlaub oder deiner Freizeit besuchen, sondern bekommst sogar Zeit geschenkt, um dich weiterzubilden.
Wie funktioniert Euer Geschäftsmodell?
Wir bekommen von den Seminaranbietenden eine Marketing-Provision für vermittelte Anfragen.
Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
Passend zum ersten Corona-Lockdown sind wir live gegangen – ein äußerst passender Zeitpunkt für physische Seminare, die oftmals auch mit Reisen verbunden sind. Trotz der schwierigen Umstände haben wir aber immer an die Idee geglaubt. Doch es gab nicht nur externe Faktoren, die uns herausgefordert haben … Wenn man gründet – so ist zumindest meine Erfahrung – steht man sich oftmals mit dem eigenen Elan im Weg. Was ich meine ist, dass wir zu viele Ideen auf einmal priorisiert haben, weil wir dachten “Das wollen wir und müssen wir”. Auch aus guten Ideen werden allerdings Aufgaben und wenn zu viele Aufgaben auf der To-Do-Liste landen, dann bleibt das Kernprodukt und letztlich auch man selbst mit seiner Energie auf der Strecke. Heute sprechen wir Ziele und Schritte dorthin genau ab und achten dabei auf unsere Kapazitäten. Darauf bin ich sehr stolz.
Was habt Ihr daraus gelernt?
Erst mal einen Schritt zurücktreten und sich überlegen, was jetzt wirklich der beste Weg ist. Dabei sollte man versuchen, Veränderungen immer offen gegenüberzustehen und sie als Möglichkeit zu begreifen. Das fällt mir noch nicht immer leicht, ist aber definitiv ein spannender Prozess.
Und wo habt Ihr bisher alles richtig gemacht?
Im Aufbau unseres Teams. Darüber bin ich tatsächlich sehr oft, sehr dankbar. Ich bin fest davon überzeugt, dass flache Hierarchien und eine große Fehlertoleranz dazu führen, dass Menschen Verantwortung übernehmen wollen. In vielen Bereichen des Unternehmens werde ich deshalb theoretisch nicht mehr gebraucht, das finde ich klasse. Außerdem fühle ich mich auch menschlich im Team sehr aufgehoben.
Wie ist Euer Startup finanziert?
Wir haben haben Bildungsurlauber.de komplett gebootstrappt ohne Fremdkapital.
Was sind Eure Pläne und Ziele für die nächsten 12 Monate?
Viel zu viele Arbeitnehmende haben immer noch Angst, Bildungsurlaub zu beantragen, weil sie Angst vor der Reaktion der Vorgesetzten haben. Gerade wenn es um Seminare rund um mentale und körperliche Gesundheit geht. Deshalb starten wir gerade das “Bündnis Pro Bildungsurlaub” – mit diesem werden Unternehmen sichtbar, die Bildungsurlaub positiv gegenüberstehen und die Weiterentwicklung ihrer Mitarbeitenden im gesetzlichen Rahmen fördern.
Vielen Dank für das Interview.