BettaF!sh – der leckerste Fisch ist aus Meeresalgen

Hallo Deniz, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für ein Interview mit uns nimmst ! Bitte stelle uns zu Beginn Dich und Dein Team bei BettaF!sh kurz vor:


Hi, ich bin Deniz Ficicioglu und bin Geschäftsführerin und Mitgründerin des Berliner Food Start-ups BettaF!sh. Auf Basis von europäischen Meeresalgen entwickeln wir die leckersten Fisch-Alternativen und wollen damit eine neuartige Algen-Industrie in Europa aufbauen. Das Ganze mache ich natürlich nicht alleine, sondern mit einem tollen Team aus Lebensmitteltechnolog*innen, einem gelernten Koch und weiteren Algen-Fans.

Vielleicht möchtest Du uns Euer Startup, ganz zu Beginn unseres Interviews, kurz vorstellen ?

BettaF!sh steht für gesündere Ozeane und eine köstliche, pflanzliche Zukunft. Auf Basis von europäischen Meeresalgen entwickeln wir die authentischsten Fisch-Alternativen – 100% pflanzlich, reich an Proteinen, frei von Soja und Weizen. Unser großes Ziel ist es, Meeresalgen auf unsere Teller zu bringen und damit die
Ernährung der Zukunft mitzugestalten.


Welches Problem wollt Ihr mit BettaF!sh lösen?

In der Meeresalge steckt ein wahnsinniges Potenzial, gleich mehrere Probleme zu bekämpfen. Wir reden gerne von einer Win-Win-Win-Situation:
● Es gibt tausende Arten an Meeresalgen, die jeweils unterschiedliche Nährstoff- und Geschmacksprofile vorweisen und von Natur aus reich an Umami sind. Dies gilt es für uns innerhalb der R&D-Tätigkeiten zu erforschen und für alle zugänglich zu machen. Es liegt nahe, dass wir zuerst an Fisch-Alternativen arbeiten. Wir nutzen den natürlichen Meeres-Geschmack der Alge, um authentische Alternativen zu schaffen, die aus dem Meer und nicht vom Feld kommen. Wir hören langfristig aber nicht da auf, denn wieso sollte es in der Zukunft keinen Käse oder Wurst aus Meeresalgen geben? Auch Hybrid-Produkte sind hier spannend, die zumindest einen Teil durch regenerative, pflanzliche Zutaten aus Meeresalgen ersetzen können.
● Meeresalgen haben außerdem einen erheblich positiven Impact auf unsere Meere. Sie sind ein Zero-Input-Crop und benötigen zum Wachsen kein Dünger, Pestizide, Süßwasser oder Ackerland. Gleichzeitig erhöhen sie die Biodiversität, indem sie natürliche Habitate für kleine Mikroorganismen werden, und steuern der Übersäuerung unserer Meere entgegen.
● Zuletzt können wir durch eine neuartige Algen-Industrie in Europa auch nachhaltige Alternativen für die Fischergemeinden schaffen, die bereits heute die eigene Lebensgrundlage wegfischen.

Wie ist die Idee zu BettaF!sh entstanden ?

Zwei Hauptgründe die mich bewegt haben: Ich war fasziniert vom Rohstoff Meeresalge und frustriert von den eintönigen Optionen in unseren Lebensmittelregalen. Echte Innovationen haben wir da schon lange nicht gesehen. Pflanzliche Alternativen basieren meist auf den fünf gleichen Rohstoffen: Weizen, Soja, Methylcellulose, Hefeextrakt und künstliche Aromen. Von Vielfalt auf Rohstoff-Ebene also keine Spur. Das wollte ich ändern. Meine Erfahrung als Innovationsmanagerin und Kochbuchautorin hat kam mir da natürlich zu Gute.


Wie würdest Du Deiner Großmutter BettaF!sh erklären ?

Wir nutzen gerne das Beispiel der Kaffeebohne, um unsere Mission zu erklären. Irgendjemand ist damals auch darauf gekommen, dass man die Kaffeebohne röstet, mahlt und heißes Wasser darüber gießen muss, um eines der beliebtesten Getränke der Welt herzustellen.
Genau das machen wir mit der Meeresalge, entwickeln daraus zusätzlich spannende Produkte und bringen sie so in den Alltag der Konsumierenden .

Hat sich Euer Konzept seit dem Start irgendwie verändert ?

Die Vision ist geblieben, denn wir glauben an das Potenzial der Meeresalge. In fast jedem Zukunftsszenario spielt die Meeresalge eine zentrale Rolle, wenn es um die Zukunft der Ernährung geht. Was es dafür braucht, sind innovative Verarbeitungsprozesse und richtig gute Produkte, die sich einfach in unseren Alltag integrieren lassen und unseren kulturellen Essgewohnheiten entsprechen. Dafür braucht es Zeit. Daher arbeiten wir aktuell an diversen Forschungsprojekten, um den Rohstoff Meeresalge genauer unter die Lupe zu nehmen und zielgerichtete Ingredients für die Lebensmittelbranche zu entwickeln. Ich glaube fest daran, dass wir in Zukunft deutlich mehr kultivierte Pflanzen aus unseren Ozeanen konsumieren werden. Die 30% Landmasse auf unserem Planeten wird durch den steigenden Meeresspiegel nicht größer.

Wie funktioniert Euer Geschäftsmodell ?

Wir bewegen uns überwiegend im B2B-Bereich. Sprich, wir verkaufen unsere eigens entwickelten Zutaten und Produkte, sowohl als Private Label als auch unter unserer eigenen Marke BettaF!sh, an Hersteller in der Lebensmittelindustrie, den Lebensmitteleinzelhandel und die Betriebs- und Erlebnisgastronomie. Nebenher betreiben wir noch unseren eigenen Online-Shop auf bettafish.de. Dort kann man sich mit ausreichend TU-NAH und bald auch weiteren Produkten eindecken.


Wie genau hat sich BettaF!sh seit der Gründung entwickelt ?

Die letzten 2,5 Jahren waren eine Achterbahnfahrt – und es macht unglaublich viel Spaß. Der Markt der Fisch-Alternativen hat sich rasant positiv geändert und wir sind froh, dass wir trotz der derzeitigen wirtschaftlichen Lage stabil wachsen und neue Märkte erobern dürfen.


Wie groß ist Euer Startup inzwischen ?

Wir sind derzeit ca. 15 Mitarbeitende.


Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen ?

Wir haben seit Gründung wirklich alles mitgenommen, was es an Krisen gab, die oft mit Rohstoffknappheiten, explodierenden Preisen oder langen Liefer- und Produktionszeiten einherging.
Wir haben außerdem unterschätzt, dass die Industrie doch viel langsamer ist und wir viel zu ungeduldig sind! Mit dem Launch unserer TU-NAH Dose haben wir uns fast ein halbes Jahr verspätet, weil wir die Lead Times und auch Produktions- und Koordinationszeiten viel zu optimistisch angegangen sind.

Was habt Ihr daraus gelernt ?

Genug Puffer einplanen und Geduld! Als Start-up können wir natürlich viel schneller und flexibler reagieren, aber das können wir natürlich nicht von unseren Partnern, die meist größere Konzerne sind, erwarten.


Und wo habt Ihr bisher alles richtig gemacht ?

Wir sind relativ früh mit unseren ersten Prototypen an den Markt gegangen, um Feedback einzuholen und die “Stimmung” zu testen. Nur dadurch konnten wir am Ende ein solch authentisches Produkt entwickeln, auf das wir sehr stolz sind! Außerdem haben wir dadurch gleichzeitig etwas “Aufklärungsarbeit” betrieben, indem wir potenzielle Partner möglichst früh an der Produktentwicklung teilhaben lassen haben. Wir sind mittlerweile eines der bekanntesten und größten Start-ups für alternative Fischprodukte in Zentraleuropa.


Wie ist Euer Startup finanziert ?

Wir werden von renommierten Klima- und Food Tech-Investor:innen unterstützt.
Dazu zählen Pale Blue Dot, Astanor, Mudcake, Z Impact Ventures, Nomea Impact, Sagana, Rainmaking, HERmesa, Croton Capital und weitere.


Was sind Eure Pläne und Ziele für die nächsten 12 Monate ?

Es wird spannend, denn wir launchen im Frühjahr 2024 eine weitere Produktkategorie mit BettaF!sh – es wird lachsig! Darüber hinaus konzentrieren wir uns darauf, bestehende Märkte auszubauen und weitere Algenarten zu erforschen.


Vielen Dank für das Interview

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