Hallo Swenja; vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für ein Interview mit uns nimmst ! Bitte stelle uns zu Beginn Dich und Dein Team bei Kornwerk kurz vor:
Bei Kornwerk sind wir 3 Gründerinnen: Miriam, Marlene und Swenja. Wir waren vor Kornwerk Forscherinnen in den Sozial- und Naturwissenschaften und hatten das Bedürfnis mit einem nachhaltigen Unternehmen etwas in unserem Ernährungssystem und in der Landwirtschaft zu verändern. Außerdem haben wir Michelle im Team, sie ist unsere Designerin, hat unser Corporate Design und Branding ganz weit vorangebracht und betreut außerdem die Social Media Kanäle. Friederike hat uns in der Zeit unseres Verkaufsstarts mit einem Praktikum unterstützt und arbeitet jetzt an einer Forschungsarbeit zu alten Getreidesorten, bei der wir uns schon sehr auf die Ergebnisse freuen.
Vielleicht möchtest Du uns Euer Startups, ganz zu Beginn unseres Interviews, kurz vorstellen ?
Mit Kornwerk wollen wir ein Stück Biodiversität auf unsere Äcker und Teller zurückbringen und mit unseren Pflanzendrinks aus alten Getreidesorten können unsere Kund*innen einen Schluck Biodiversität genießen. Wir stellen frische, regionale Pflanzendrinks in Mehrwegglasflaschen her und legen dabei den Fokus auf die Förderung der Sortenvielfalt. Unser erster Drink ist eine Hafermilch, die besonders cremig und vollmundig schmeckt und weniger süß ist. Wir verwenden alte Getreidesorten, um dem Verlust der Sortenvielfalt entgegenzuwirken. Denn in den letzten 100 Jahren haben wir schon 90% der Sortenvielfalt unserer Nutzpflanzen verloren. Dafür arbeiten wir in einer solidarischen Haftungsgemeinschaft nach dem Vorbild der solidarischen Landwirtschaft mit unseren Landwirt*innen zusammen und garantieren ihnen einen ertragsunabhängigen Festpreis für ihre Planungssicherheit und Unabhängigkeit.
Welches Problem wollt Ihr mit Kornwerk lösen ?
Die meisten Pflanzendrinks sind nicht besonders nachhaltig und gesund: weite Transportwege, Zusatzstoffe, hoher Zuckergehalt, Plastikmüll.. Wir haben einen Haferdrink entwickelt aus regionalen Zutaten, ohne Zusatzstoffe, frisch (also nicht ultrahocherhitzt, wie die lange haltbaren herkömmlichen Drinks) und wir füllen ihn in Mehrwegglasflaschen ab, die bis zu 50 Mal wiederverwendet werden können. Unser Anspruch alte Getreidesorte zu nehmen und unseren Landwirt*innen einen Festbetrag zuzusichern leistet einen Beitrag dazu, dass wir wieder mehr Sortenvielfalt und damit landwirtschaftliche Resilienz gewinnen und dass sich kleinbäuerliche Landwirtschaft wieder lohnt.
Wie ist die Idee zu Kornwerk entstanden ?
In unserem Landwirtschaftssystem läuft was schief. Wir konzentrieren uns auf nur wenige Hochleistungssorten und haben dadurch die Vielfalt verloren und die Anpassungsfähigkeit, die wir Menschen brauchen werden, wenn sich die Umweltbedingungen weiterhin so dramatisch verändern. Besonders Miriam hat sich sozialwissenschaftlich mit dieser Problematik auseinandergesetzt. Und so kam es zu der Idee alte Getreidesorten zu fördern, indem wir sie wieder anbauen lassen und wir leckere Produkte daraus herstellen. Dazu kam, dass wir gerne oder aus gesundheitlichen Gründen Pflanzendrinks trinken und wir keine nachhaltige Alternative in den Läden finden konnten.
Wie würdest Du Deiner Großmutter Kornwerk erklären ?
Mit Kornwerk haben wir eine Firma gegründet, die die Sortenvielfalt von Getreide wieder zurückbringen will, denn wo früher jeder Hof seine eigene Sorte hatte, gibt es heute nur noch eine handvoll. Eigentlich wollen wir vieles so wie früher machen, wir nutzen regionale Zutaten, keine Zusatzstoffe und keine Plastikverpackungen. Wir stellen aus den alten Getreidesorten Milchersatzprodukte her für Menschen, die keine Kuhmilch trinken wollen oder können.
Wie funktioniert Euer Geschäftsmodell ?
Wir verkaufen Haferdrinks an den Naturkostgroßhandel.
Wie genau hat sich Kornwerk seit der Gründung entwickelt ?
Seit der Gründung im Januar haben wir mit dem Verkauf in Berlin und Umgebung begonnen, wir konnten Bio Company, LPG und Alnatura als größere Biomarktketten gewinnen und im September kam Hamburg zu unserem Vertriebsgebiet hinzu. Momentan gibt es uns in über 130 Läden in diesen Regionen.
Nun aber einmal Butter bei die Fische: Wie groß ist Euer Startup inzwischen ?
Wir sind ein noch sehr kleines Unternehmen. Wir sind momentan zu viert mit Teil- und Vollzeitbeschäftigung für Kornwerk (teils über ein Stipendium finanziert)
Wie ist Euer Startup finanziert ?
Wir hatten Eigenkapital zur Gründung und durch das ein Stipendium können wir unsere Stellen finanzieren.
Was sind Eure Pläne und Ziele für die nächsten 12 Monate ?
Wir wollen wachsen und unsere Produktion ausbauen, sowohl die Produktionsmenge als auch die Produktpalette soll erweitert werden. Außerdem wollen wir mit unserem Geschäftsmodell den Break Even erreichen.
Vielen Dank für das Interview.