Funktion und Stil schließen sich nicht aus – IRIS & FRED entwickelt Mode für bewegungseingeschränkte Menschen

Hallo Frida und Ulrike, vielen Dank, dass Ihr Euch die Zeit für ein Interview mit uns nehmt ! Bitte stellt uns zu Beginn Euch und Euer Team bei IRIS & FRED kurz vor:

Wir sind Ulrike und Frida von IRIS & FRED. Ulrike war lange im Marketing in bekannten Unternehmen tätig. Sowohl operativ als auch strategisch im Management. Frida kommt eigentlich aus dem Film und Journalismus und ist Quereinsteigerin. Sie hat mit 29 ihre erste Firma in einer Nische zwischen Medizin und Mode gegründet und ist seither begeistert davon, Probleme mit medizinischem Hintergrund auf schöne Art und Weise zu lösen.

Vielleicht möchtest Du uns Euer Startup, ganz zu Beginn unseres Interviews, kurz vorstellen ?

ULRIKE: IRIS & FRED ist das erste adaptive Modelabel für bewegungseingeschränkte Menschen, dessen Produkte eine hohe Funktionalität und gleichzeitig ein stilvolles, klassisches Design bieten. Unsere Kollektion ist modisch und dabei nicht als „Pflege-Kleidung“ erkennbar. Das Herzstück unserer Kollektion sind Hemden und Blusen mit magnetischen Knöpfen und besonders pflegeleichten, teils fleck- und flüssigkeitsabweisenden Stoffen.
Wir betrachten die Problematik ganzheitlich und kombinieren innovative Stoffe, alternative Verschlüsse und angepasste Schnitte mit einem hohen Designanspruch.

Welches Problem wollt Ihr mit IRIS & FRED lösen?

Wir möchten Menschen mit Bewegungseinschränkungen das Anziehen und Umziehen erleichtern, ohne dabei Kompromisse beim Stil eingehen zu müssen. Auch den assistierten Ankleideprozess wollen wir für alle Beteiligten erleichtern und Menschen so lange wie möglich ihre Selbständigkeit und Würde erhalten.

Wie ist die Idee zu IRIS & FRED entstanden?

ULRIKE: Vor mehr als zehn Jahren hat mich meine Mutter darauf aufmerksam gemacht, dass es für pflegebedürftige Menschen keine stilvolle und gleichzeitig funktionale Kleidung gibt. Zu dieser Zeit hat sie zwei nahe Verwandte gepflegt und sich einfach selbst an die Nähmaschine gesetzt, um das Problem zu lösen.

Vor drei Jahren war für mich dann der richtige Zeitpunkt, mich diesem Markt zuzuwenden: Durch Eltern von Freunden, die nicht mehr so gut alleine klar kamen und die Beschäftigung mit dem eigenen Alter, war meine persönliche Relevanz für das Thema gestiegen.

Wie würdest Du Deiner Großmutter IRIS & FRED erklären ?

Wir entwickeln Kleidung, die du ganz leicht anziehen kannst – selbst, wenn du wegen deiner Arthrose z.B. die Knöpfe nicht mehr so einfach schließen oder deine Arme nicht mehr so hochheben kannst. Damit du dich nicht unnötig viel und aufwändig umziehen oder waschen musst, verwenden wir besondere Stoffe, die fleckabweisend sind. Wenn man mal mit Kaffee kleckert, perlt der einfach am Stoff ab. Und sogar Ketchup-Spritzer können einfach mit etwas Wasser abgewaschen werden. Praktisch oder?

Hat sich Euer Konzept seit dem Start irgendwie verändert ?

Zu Beginn lag unser Fokus stärker auf Menschen in der Pflege und in Altersheimen (also 80+). Darauf waren natürlich auch unsere Schnitte und Muster ausgerichtet. Nach unserem Launch und den ersten Kunden Feedbacks haben wir jedoch recht schnell erfahren, dass unter unseren KundInnen auch viele jüngere Menschen mit degenerativen Nervenerkrankungen (z.B. Parkinson, Multiple Sklerose) sind, die noch voll im Leben stehen und berufstätig sind. Diese versuchen wir jetzt in Zukunft auch durch unser Design und Marketing vermehrt anzusprechen.

Wie funktioniert Euer Geschäftsmodell ?

Momentan verkaufen wir unsere Produkte ausschließlich in unserem Onlineshop. Wir haben allerdings auch schon vereinzelt offline Vertriebswege getestet. Unsere Produkte haben Erklärungsbedarf und werden immer besser verstanden, wenn die Menschen sie sehen, ausprobieren und anfassen können.
Wir überlegen daher auch langfristig ein Offline-Vertriebssystem z.B. mit komplementären Produkten und ähnlicher Positionierung zu entwickeln und natürlich über Handelspartner zu vertreiben.

Wie genau hat sich IRIS & FRED seit der Gründung entwickelt ?

Da wir eine recht lange Entwicklungszeit mit vielen Interviews und Rechercheaufwand hatten und noch nicht lange auf dem Markt sind, können wir dazu noch nicht viel sagen. Wir haben allerdings schon Stammkunden und bekommen sehr viel Kundenfeedback, sowie Wünsche und Anregungen für weitere Kleidungsstücke. Das zeigt uns, dass es ein großes Need gibt und das Thema relevant ist.
Hosen und Strickteile sind bereits in Entwicklung.

Wie groß ist Euer Startup inzwischen ?

Wir sind jetzt erst seit Kurzem auf dem Markt und daher noch zu Zweit. Allerdings arbeiten wir mit vielen Experten und Freelancern zusammen.

Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen ?

Ich würde nicht sagen, dass es etwas gab, das so richtig, katastrophal schief gelaufen ist. Aber gerade zu Beginn muss man natürlich viel ausprobieren und es gibt eine steile Lernkurve. Da muss man einfach ganz im Sinne von „Lean-Startup“ viel probieren, evaluieren und anpassen.
Wir haben sehr viele Touch Points ausprobiert, wovon einige auch überhaupt nicht funktioniert haben.

Was habt Ihr daraus gelernt ?

Das Learning daraus war definitiv, die Testzyklen noch kürzer zu halten, um schnellere Erkenntnisse zu erhalten.
Wir wussten, dass unsere Kleidungsstücke Erklärungsbedarf haben. Insbesondere, weil unser Ansatz ist, dass sie sich rein äußerlich nicht von regulärer Mode unterscheiden. Die Funktionen, Besonderheiten im Schnitt und die hohe Qualität sind online einfach schwer rüberzubringen. Für dieses Problem sind wir immer noch am Ausprobieren verschiedener Ansätze und Darstellungen.

Und wo habt Ihr bisher alles richtig gemacht ?

Ich denke ganz zu Beginn der Gründung: bei der Partnerwahl! Das war bei uns ein Glücksgriff, da wir uns vorher überhaupt nicht kannten. Bisher sind wir ein super Team, lösen Konflikte mit Ruhe, haben sehr ähnliche Werte und ergänzen uns perfekt. (Mit der Ausnahme vielleicht, dass wir beide eher introvertiert als extrovertiert sind 🙂

Wie ist Euer Startup finanziert ?

Bisher sind wir noch bootstrapped unterwegs und haben unterstützend dazu den GründungsBONUS der IBB erhalten.

Was sind Eure Pläne und Ziele für die nächsten 12 Monate ?

Unser Ziel ist es erstmal, unseren Kundenkreis zu erweitern und mehr Bekanntheit und Awareness zu erlangen, als die adaptive Modemarke für ältere, die Stil und Funktion mühelos vereint.

Vielen Dank für das Interview.

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